Mercedes-Benz M116 / M117 u.a.

Mercedes-Benz M116 und M117 – Die V8-Motoren der Oberklasse

Die M116- und M117-Motoren sind wassergekühlte V8-Benziner von Mercedes-Benz, gebaut von 1969 bis 1991. Sie kamen in zahlreichen Oberklassemodellen zum Einsatz und basieren technisch auf dem größeren M100-V8. Einen direkten Vorgänger gab es nicht. Ihr Nachfolger wurde ab 1989 der M119 mit Vierventiltechnik.

Technische Basis – Aufbau und Entwicklung

Die Motoren besitzen einen Bankwinkel von 90° und pro Zylinderbank eine obenliegende Nockenwelle, angetrieben durch eine Duplex-Rollenkette. Zwei Ventile pro Zylinder werden über Schlepphebel betätigt. Charakteristisch ist die keilförmige Brennraumform durch geneigte Ventilanordnung. Bis 1976 kam die D-Jetronic zum Einsatz, danach die mechanische K-Jetronic.

Kurbelwelle, Zylinderköpfe und Materialien

Eine Crossplane-Kurbelwelle sorgt für Massenausgleich erster und zweiter Ordnung. Die Zylinderköpfe bestehen aus Aluminium, die frühen Motorblöcke aus Grauguss. Mit der Baureihe W126 (ab 1979) wechselte man auf Aluminiumblöcke. Besonders fortschrittlich: Die Verwendung einer übereutektischen Alu-Silizium-Legierung ohne Zylinderlaufbuchsen – verschleißarm und mit gut haftendem Schmierfilm.

Effizienzsteigerung durch das Energiekonzept 1981

Im Zuge des „Mercedes-Benz-Energiekonzepts“ wurden die Motoren ab 1981 überarbeitet: Reduzierung des Hubzapfendurchmessers Erhöhung der Verdichtung Fokus auf mehr Drehmoment bei niedriger Drehzahl Ziel war eine deutliche Verbrauchssenkung. Zusätzlich kamen längere Übersetzungen und Abgasrückführung zum Einsatz.

Katalysator-Einführung und neue Hubraumstufen

1985 führte Mercedes flächendeckend Katalysatoren ein – zuvor gab es bereits Kat-Vorbereitungen. Die KE-Jetronic mit Lambdaregelung ersetzte die rein mechanische K-Jetronic. Neue Motorvarianten folgten: M116 mit 4,2 Litern M117 mit 5,0 und 5,5 Litern (560) Die stärkste Variante war kurzzeitig die ECE-Version mit 220 kW – erkennbar an der vierflutigen Abgasanlage.

M117/9 und AMG – der Weg zum M119

AMG entwickelte zum Ende der 1980er spezielle Vierventil-Zylinderköpfe für den M117. Die daraus resultierenden M117/9-Motoren leisteten ca. 270 kW und erforderten Änderungen an der Fahrzeugkarosserie. Diese Entwicklungen bereiteten den Weg für den werkseitigen Vierventil-Nachfolger M119, der als besonders standfest und leistungsstark gilt – ein Highlight der Mercedes-V8-Historie.

USA-Versionen – weniger Verdichtung, weniger Leistung

Für den US-Markt wurden aufgrund der Kraftstoffqualität und Abgasgesetzgebung Versionen mit niedrigerer Verdichtung entwickelt. Das Ergebnis: deutlich geringere Leistung bei gleichem Verbrauch und Drehzahlniveau. Beispiel: Der US-4,5-Liter leistete nur 143 kW, während der kleinere 3,5-Liter aus Europa 147 kW erreichte.

Späte Überarbeitungen und Klopfregelung

Ab Herbst 1987 erhielten alle M116/M117-Motoren eine Klopfregelung und eine Verdichtungserhöhung auf 10:1. Das führte zu rund 10 % mehr Leistung. Ausnahmen: Die SL-Modelle der R107-Baureihe behielten bis Produktionsende 1989 die alte, niedriger verdichtete Motorvariante.

Umbauten & H-Zulassung – LPG-Problematik

Viele Fahrzeuge wurden mit LPG-Anlagen nachgerüstet, um die hohen Verbrauchswerte (12–20 l/100 km) zu kompensieren. Diese Umbauten führen allerdings zum Verlust der H-Kennzeichen-Fähigkeit – mit Ausnahme von Bestandsfahrzeugen mit Venturi-Gasanlage und bereits erteilter H-Zulassung.

Schwachstellen und Wartungshinweise

Typische Schwachstellen später M116/M117-Modelle: Pitting an Nockenwellen, Hydrostößeln, Schlepphebeln Austrocknende Wärmeleitpaste in den Zündsteuergeräten (ab 1987), was zu Bauteilversagen führen kann Fahrzeuge mit über 150.000 km Laufleistung haben oft bereits überarbeitete Komponenten – idealerweise mit markierten Austausch-Nockenwellen